Subjektiver Erlebnisbericht eines sogenannten Aufstiegs, ein kleiner Rückblick und ein paar ironische Bemerkungen

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Anläßlich des Umstiegs von der D70s auf die D200 habe ich mich entschieden, dieses erfreuliche Erlebnis in Schriftform festzuhalten. Mag es jenen eine Hilfe sein, die sich in diesen Tagen hin- und herüberlegen, es mir gleichzutun. Die Gelegenheit ist günstig!

In einigen Monaten wird diese Geschichte nur noch dokumentarischen Wert haben...

Wer weniger Emotionen als die hier zu findenden bevorzugt, dem sei der hervorragende umfangreiche Praxisvergleich Nikon D70(s) gegen D200/D80 von Andreas Beitinger ans Herz gelegt.

So, nun aber los!

Seit knapp zwei Jahren besaß ich die Nikon D70s. Und mir diesem Gerät war ich immer höchst zufrieden, die D70s war für mich sozusagen ein treues Arbeitspferd.
Als ich damals mit der D70s den Wechsel zur Digitalfotografie vollzug, hatte ich einen einigermaßen langen Entscheidungsprozeß hinter mir. War eine Kamera früher nur "Filmhalter" mit je nach Modell mehr oder weniger Ausstattung, so wurde ich jetzt förmlich von Austattungsmerkmalen, Sensorgrößen, Kompatibilitätstabellen und dergleichen mehr zugeballert. Man muss bedenken, dass ich jahrelang mit der Praktica BX20 fotografiert hatte - ohne Autofokus; die einzige Automatik war die Zeitautomatik, und ISO gab's höchstens mal 400.

Das Internet, eine unerschöpfliche Informations- und auch Desinformationsquelle hatte einen nicht unerheblichen Beitrag am persönlichen Informationsoverkill. Dennnoch bin ich froh darüber, dass ich mein Wissen selbst und dabei nahezu kostenfrei erarbeiten konnte und nicht auf teure markengefärbte Spezialzeitschriften angewiesen war.

Zu Beginn meiner Reise ins digitale Wunderland wußte ich eigentlich nicht viel über die neuen Geräte. Das änderte sich allerdings bald, und so war dann klar, dass ich aus damaligen klassischen Einsteigermodellen wählen würde (ein kurzer Flirt mit der Konica Minolta D7D endete mit der Einstellung der Produktion).
Übrig blieben also die Olympus E-500, die Nikon D70s und die Canon 350D (damals wohl das populärste Modell in diesem Bereich - "Ich hab' mir jetzt die EOS geholt!" habe ich nicht nur einmal gehört).

Meine Entscheidungsgründe für die D70s mögen sich für manch einen, der die millionenfach wiederkehrenden Kaufberatungs-Threads der Fotoforen kennt (die mit Beratung manchmal mehr und manchmal sehr viel weniger zu tun haben), trivial und für den mündigen, rechnenden Konsumenten unter Umständen sogar hochgradig irrational anhören:

• Die D70s hat ein obenliegendes und auch noch beleuchtbares Statusdisplay
• Die D70s hat einblendbare Gitterlinien
• Die D70s hat Spotmessung
• Die D70s hat einen schwarzen Auslöseknopf (silberne Auslöseknöpfe assoziiere ich reflexhaft mit "modischem Spielzeug"
• Die D70s hat einen Displayschutz
• Die D70s hat zwei Wahlräder

Alles in allem erschien es mir so, als ob der Kontrollfreak in mir am ehesten mit der D70s befriedigt werden könnte und überdies diese Kamera am ehesten in die Richtung "Eine Funktion, ein Knopf" sowie "Kein großes Geschrei" gehen würde. Megapixel waren mir relativ egal. Intergrierte Bild-Style-Modi erst recht.

Wie man ganz richtig vermutet, wurde also die D70s gekauft und benutzt. Wie gesagt, war ich immer sehr zufrieden mit dieser Kamera, da sie mir solide und zuverlässige Resultate lieferte. Im Laufe der Zeit keimte aber auch so etwas wie Kritik an der Kamera auf, die mich immer wieder zur D200 schielen lies. Wohlgemerkt wurde die D70s durch diese Kritikpunkte nicht zur schlechteren Kamera - mit mir passierte wohl das, was man mit "die Ansprüche steigen" umschreibt. Die Kritikpunkte (es folgt Jammern auf hohem Niveau) waren unter anderem:

• Warum habe ich keinen Knopf, um von AF-C (Nikon-Terminologie für kontinuierlichen Autofokus) auf AF-S (Nikon-Terminologie für Einzelautofokus) zu wechseln, sondern muss immer im Menü herumturnen?
• Warum wird die ISO-Zahl nicht im Sucher angezeigt?
• Warum verstellt sich das blöde Programmwahlrad so einfach? Das passierte manchmal in der Tasche, und wenn ich es nicht vorher kontroliierte, war ich auf einmal in irgendwelchen seltsamen Motivprogrammen. Wenn's ganz dumm liefr, klappte dann beim ersten Antippen des Auslöres zu allem Ãœberfluß auch noch der Blitz vollautomatisch aus. Pfui, sowas.
• Manchmal sind 3 Bilder pro Sekunde etwas wenig - gut, man kommt damit zurecht, aber...
• Auch wenn ich Auto-ISO kaum benutze, so wäre es doch schön, wenn man das ein wenig mehr konfigurieren könnte.
• Oh, und wenn das Gehäuse abgedichtet wäre, so würde ich zwar genauso umsichtig damit umgehen, aber hätte doch mehr Risikospielraum...
• Was ich gehört hatte (ja, in Fotoforen...): Bei der D200 sei der Abstand zwischen iTTL-Meßblitz und Hauptblitz viel kleiner - bei der D70s hatte ich (bzw. die Abgelichteten) oft geschlossene Augen, weil der zwischen Meß- und Hauptblitz doch eine merkliche Verzögerung lag. Dasärgerte mich wirklich, und meistens benutzte ich als Workaround den manuell ausgelösten iTTL-Meßblitz.
• Als ich zunehmend die AEL-Taste der D70s als AF-ON-Taste verwendete, hätte ich hier und da eine separate AF-ON-Taste gar nicht so schlecht gefunden.
• Ebenfalls vom Hörensagen in diversen Foren erfuhr ich, dass der AF-Motor der D200 um einiges stärker sei als der der D70s...
• Manchmal wäre ein Hochformatauslöser ja auch ganz nett. So wie der MD-D200.
• ISO 100 wäre hier und da auch nützlich - so wie bei der D200.

Man merkt, dass ich im Verlaufe dieser Aufzählung immer häufiger zur D200 herüberschiele. Na ja, man wird ja auch mal schauen dürfen. Denn es war klar, dass der Kauf einer D200 nicht in Frage käme. Zu teuer, braucht man ja nicht wirklich, unvernünftig - das waren die Gegenargumente. Der Plan war, die D70s solange zu benutzen, bis sie kaputt ist. Was noch lange dauern hätte können.

Hier könnte die Geschichte schon zu Ende sein, ein Ende mit einem zufriedenen Anachronisten in der Hautprolle.

Es kam aber anders, denn durch verschiedene Umstände hatte ich die Gelegenheit, von der D70s auf eine D200 zu wechseln. Die Umstände waren übrigens nicht unerheblich von der Markteinführung der D3 und D300 beeinflußt.

Ja, und dann war sie da, die D200, und ich war begeistert. Ich bin es noch immer, auch wenn ich weiß, dass viele ernsthafte Fotografen angesichts der Existenz der D300 diese Begeisterung mit einem mitleidigen wissenden Lächeln abtun werden... (Das war der obligatorische Seitenhieb auf die Diksussion über eine Frage, die in diversen Fotoforen mitunter äußerst verbissen ausgefochten wird. Sei's drum)

Ich hätte, so mag jetzt macher einwenden, ja auch eine D80 ins Auge fassen können, zumal die D80 von der Bildqualität ja, glaubt man den Experten, kaum von der D200 zu unterscheiden ist. Das stimmt, aber ich habe mich dennoch für die D200 entscheiden. Warum?

K-o-n-t-r-o-l-l-e. Genau so muss das sein. Ich bin hellauf begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten, die Parameter der D200 an meine Bedürfnisse anzupassen. Einige Dinge müssen erst noch im fotografischen Alltagsbetrieb erprobt werden, bevor sie Eingang in personalisierte Einstellungen finden. Besonders hervorzuheben sind die Möglichkeiten, den Autofokus zu konfigurieren - perfekt. Auch Auto-ISO ist dank der Konfigurationsmöglichkeiten jetzt eine Option für die Praxis. Wunderbar auch die einstellbare Blitzsynchronisationszeit. Im Alltagsbetrieb großartig: Die vorwählbare Vergrößerungsstufe des LCD-Displays beim Klick auf den Multifunktionswähler. Und das RGB-Histogramm. Und die Spiegelvorauslösung. Und die drahtlose iTTL-Blitzsteuerung. Für mich unnütze Motivprogramme gibt es auch nicht mehr. Und... der Blitz muss manuell entriegelt werden.

Bedienbarkeit. Eine Funktion - ein Knopf: Das ist bei vielen praxisrelevanten Funktionen umgesetzt worden. Hervorragend. Handschuhe stellen überhaupt kein Problem dar.

Der Sucher. Größer, und endlich mit den relevanten Anzeigen.

Das Gehäuse. Es ist abgedichtet und stabil (nein, ich werde nicht über die Haptik reden. Haptik ist ein Ausdruck, der zum allgegenwärtigen Fotografengelaber geworden ist: eine pseudokompetente Populärworthülse. Jeder Wichtigtuer, der nix anderes zu sagen hat, redet über Haptik. Nun, lassen wir das...). Was will man mehr. Und einen Hochformatauslöser gibt es auch. Und eine Synchronbuchse auch. Und so weiter...

Geschwindigkeit. Uff. Fünf Bilder pro Sekunde und ein großer Puffer lassen drei Bilder pro Sekunde doch langsam aussehen. Jetzt weiß ich auch, warum es eine gedrosselte Einstellung gibt. So etwas braucht man freilich nicht fürs Landschaftsfotografieren, aber bei einer Demo oder auf einem Konzerte wird das doch ganz nützlich sein.
Was auch noch ein Aha-Erlebnis für mich war: Die Dunkelzeit während des Auslösens ist ganz erheblich kürzer. Das macht einen gewaltigen Unterschied.
Ebenfalls eine großartige Verbesserung: Die Verzögerung zwischen iTTL-Meßblitz und -Hauptblitz ist tatsächlich um einiges geringer - so gering, dass ich beide nicht mehr wahrnehmnbar trennen kann. Ich bin gespannt auf meinen nächsten Blitzlichteinsatz.
Der Autofokus-Motor scheint in wirklich stärker zu sein, mein AF-80-200/2.8 (Drehzoom) fokussiert an der D200 merklich schneller und gefühlsmäßig "härter".

Nun, man merkt wohl, dass ich noch immer tief beeindruckt und sehr begeistert von der D200 bin. Die D200 macht gute Laune beim Fotografieren, und sie macht das, was ich will.

Und das wird auch noch sehr lange Zeit so bleiben - bis zum Nachfolgemodell, höhö.