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Bilder der ersten Montagsdemo nach der Landtagswahl mit laut Veranstaltern 10000 Teilnehmern. Die Polizei spricht in ihrer Pressemitteilung von 2500 Personen. Heute hat die Deutsche Bahn AG einen Bau- und Vergabestopp bis zur Regierungsbildung im Mai bekanntgegeben. Entgegen aller anderslautender Befürchtungen sind bisher nach dem Machtwechsel weder die Lichter in Baden-Württemberg aus- noch das Abendland untergegangen.

Am 19.03.2011, eine Woche vor der baden-württembergischen Landtagswahl, versammelten sich in Stuttgart mehrere tausend Menschen, um erneut gegen das Prestigeprojekt Stuttgart 21 zu protestieren. Die Angaben über die Teilnehmerzahlen klaffen wie schon gewohnt stark auseinander: Laut Veranstalter nahmen knapp 60000 Menschen teil, die Polizei spricht in ihrer Pressemitteilung von 18000 Teilnehmern. Zu Beginn der Auftaktkundgebung am Schloßplatz wurde den Opfern der Natur- und Atomkatastrophe in Japan mit einer Schweigeminute gedacht. Anschließend zogen die Teilnehmer über den Charlottenplatz und die Konrad-Adenauer-Straße zum Gebhard-Müller-Platz und von dort über die Schillerstraße, den Arnulf-Klett-Platz, die Friedrich- und die Bolzstraße wieder zurück zum Schloßplatz. Die Demonstration verlief ohne Zwischenfälle. Am Rande der Abschlußkundgebung hatten die "Bürger für Stuttgart 21" einen Stand aufgebaut, was erwartungsgemäß zu teils emotionalen Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern führte. Nicht nur der gewohnte Protest gegen den umstrittenen Bahnhofsneubau, sondern auch die anstehende baden-württembergische Landtagswahl und die immer noch andauernde Atomkatastrophe in Japan samt ihrer Konsequenzen für die deutsche Atompolitik wurden bei dieser Demonstration thematisiert. In Redebeiträgen und auf Plakaten wurde explizit zur Abwahl von Ministerpräsident Mappus (CDU) augefordert – nicht nur, aber eben auch wegen seiner langjährigen konsequenten Befürwortung der Atomenergie. Immer wieder brandeten Sprechchöre "Mappus weg" auf. Auch die zahlreichen Anti-Atom-Flagen waren nicht zu übersehen. An diesem Tag vereinigte die Protestbewegung so sichtbar wie selten Stuttgart-21-Kritiker, Anti-Atom-Bewegte und CDU-Gegner. Bei den Wahlen des baden-württembergischen Landtags am kommenden Sonntag wird sich zeigen, ob es im Ländle wirklich so eng für Mappus wird, wie es sich wohl zahlreiche Teilnehmer an diesem Tage wünschten. Laut einer Umfrage des ZDF-Politbarometers könnte ein Machtwechsel hin zu Rot-Grün in Baden-Württemberg durchaus erstmals Wirklichkeit werden.

"Facebook schafft es auf die Straße! Gegen Medienhetze" schallte es am 05.03.2011 über die Frankfurter Hauptwache. Die Rufe kamen von den mehreren Dutzend Personen, die sich versammelt hatten, um ihre Solidarität mit dem Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) auszudrücken. Was die Guttenberg-Unterstützer dabei genau in die Öffentlichkeit tragen wollten, blieb leider etwas diffus. Auf den mitgeführten Transparenten war zu lesen "HE'LL BACK" und "Er ist nicht weg, er nimmt Anlauf". Wer den meist erregten geführten Gesprächen mit Passanten zuhörte, dem wurde zumindest klar, das Guttenberg in den Augen der Demonstranten irgendwie ungerecht behandelt wurde ("Mobbing statt Demokratie"), dass Grünen-Fraktionsvorsitzender Jürgen Trittin und SPD-Parteivorsitzender Sigmar Gabriel den Ex-Verteidigungsminister "in den Dreck ziehen" wollen, dass auch andere Politiker "Dreck am Stecken" hätten und dass die "Mediendiktatur" eine "Hetzkampagne" gegen Guttenberg führe. Vielleicht war diese Medienhetze auch der Grund dafür, dass sich einige Demonstranten hinter ihren Plakaten verbargen, sobald Pressevertreter in ihre Nähe kamen. Auch auf Plakaten war von "Medienhetze" zu lesen – ob die Demonstranten auch die auflagenstärkste Tageszeitung Deutschlands, die BILD, damit meinten, blieb offen. Ansonsten wolle man Guttenberg "zurück", denn ein "Mann von Format" brauche keinen Titel. Anwesende Gegendemonstranten, die die meiste Zeit akustisch die Oberhand behielten, stimmten vermeintlich in den Guttenberg-Jubel ein, deuteten ihre Parolen aber ironisch um: "Guttenberg, Superstar, mach uns alle Titel klar!" So manchem fiel es da schwer, zwischen "Freund" und "Feind" zu unterscheiden. Der Versuch, "die linken Affen" auszuschließen, scheiterte auch, weil die Polizei trotz Beschwerden der Guttenberg-Anhänger ("die machen alles lächerlich") keinen Anlass sah, die Gegendemonstranten des Platzes zu verweisen. Die Guttenberg-Fans beendeten ihre Kundgebung nach gut zwei Stunden.

In der Nacht zum 10.02.2011 wurden die Baumumpflanzungen vor dem Nordausgang des Stuttgarter Hauptbahnhofs fortgesetzt. Die Polizei war mit zahlreichen Kräften, darunter auch berittene Polizei, vor Ort. Die S21-Gegner waren in dieser Nacht überraschend schwach vertreten: Wo am Dienstag noch mehrere hundert Personen die Arbeiten stundenlang hartnäckig blockierten, waren heute kaum zwanzig Protestler anwesend. Nach einem kurzen Blockadeversuch, der sofort und entschlossen von der Polizei geräumt wurde, gingen die Arbeiten dann auch zügig voran. Wenn von der geringen Anzahl der Gegner an diesem Morgen auf das Gros der Protestbewegung geschlossen werden könnte, so müsste man vom Ende der Proteste sprechen. Ob der Widerstand wirklich am seinem Tiefpunkt angekommen ist, werden die nächsten regulären Demonstrationen zeigen - eine Zäsur war diese Nacht allemal.