Kategorie: "einige Fragen an..."
Image Fulgurator: Einige Fragen an Julius von Bismarck
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Über den Image Fulgurator und seine Auswirkungen wurde bei realfragment bereits berichtet. Auch im Internet, befeuert durch die Blogosphäre, stieß der Image Fulgurator durchaus auf Aufmerksamkeit. Der Image Fulgurator wurde hier jedoch meist als eine Art Kuriosum, eine technische Spielerei, wahrgenommen. Oftmals auch fand eine eher technikzentrierte Auseinandersetzung statt.
realfragment möchte die politische und gesellschaftlichen Aspekte des Image Fulgurator stärker beleuchten und hat dem Künstler Julius von Bismarck einige Fragen gestellt.
Julius von Bismarck und der Image Fulgurator
Bild: www.juliusvonbismarck.com
von Bismarck: Die visuelle Manipulation des Stadtraumes war mein ursprüngliches Ziel. Weil ich schon bei anderen Arbeiten experimentell mit Blitzen, Kameras und Projektionen gearbeitet habe, kam mir die Idee des Image Fulgurators. Erst dann wurde mir bewusst, wozu man solch einen Apparat nutzen könnte.
realfragment: Auf dem Video, das den Einsatz des Image Fulgurator am Berliner Checkpoint Charlie zeigt, sind teilweise verstörte Menschen zu sehen. Ist diese Reaktion der Regelfall, oder wird die Manipulation auch gleichmütig hingenommen?
von Bismarck: Natürlich reagieren die Leute verstört, wenn sie etwas auf ihrem Bild sehen, was sie mit ihren eigenen Augen nicht gesehen haben. Besonders spannend finde ich hierbei den Augenblick, unmittelbar nachdem das gemachte Foto auf dem Kamerabildschirm angesehen wird. Viele Leute wissen für einen kurze Zeit nicht, ob sie dem Foto oder ihren eigenen Augen trauen sollen. Wie in dem Video, was ich am Checkpoint Charlie aufgenommen habe, gut zu sehen ist, nehmen viele Touristen ihre Umwelt eigentlich nur noch über den Bildschirm ihrer Kamera wahr. Die Konservierung des Gesehenen wird wichtiger als die eigentlich Erfahrung, vor Ort zu sein.
Ich glaube nicht, dass man einen Eingriff in diesen Vorgang einfach hinnimmt, vorausgesetzt, man bemerken ihn.
Da ich mit dem Apparat auf das Motiv ziele und nicht auf einen bestimmten Fotografen, weiß ich oft nicht, wen die Fulguration getroffen hat.
realfragment: Wie schätzen Sie die generelle Wirkung des Image Fulgurator auf die Fotografen ein - kann der Image Fulgurator das Selbstverständnis der Eigendokumentation und ihrer unbedingten Authentizität aufbrechen?
von Bismarck: Ich hoffe, dass ich an diesem Selbstverständnis etwas rütteln kann. Besonders wenn es um Fotografen geht, die ein bestimmtes Ereignis für viele Konsumenten konservieren. Ich glaube, zu einem nachhaltigen Effekt kommt es nicht, wen ich hier und da mal jemandem einen visuellen Kommentar unterschummle. Ich hoffe aber, dass ich damit eine Diskussion auslösen kann, die dann vielleicht auch einen nachhaltigen Effekt hat.
realfragment: Im Internet wird der Image Fulgurator zum großen Teil entweder als Touristenschreck ("Für alle Leute, die was gegen die Touristen mit diesen lästigen Kameras tun wollen") oder als Technikspielerei wahrgenommen. Die von Ihnen durchgeführte Aktion läßt nun aber durchaus einen politischen Anspruch erkennen. Warum, glauben Sie, werden die künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Dimensionen des Image Fulgurator so wenig thematisiert?
von Bismarck: Diese Aspekte interessieren mich eigentlich am meisten, deshalb bin ich dankbar, dass sie von Ihnen thematisiert werden.
Die Mitglieder der blogger-Gemeinde, die in den letzten Tagen auf den Image Fulgurator reagiert haben, kommen ja zum größten Teil aus einem Technikhintergrund. Besonders in den USA wird teilweise sehr negativ auf den Image Fulgurator reagiert. Die Diskussionen werden oft oberflächlich geführt, und enden teilweise mit einer Beschimpfung gegen mich. Die Leute haben anscheinend richtig Angst, dass ich ihnen ihre Urlaubsfotos versaue. Ich freue mich jedoch über jede Diskussion, die von mir provoziert wurde, schließlich war das ja genau das Ziel meiner Arbeit.
Zu einer tiefgründigen Diskussion kommt es hoffentlich, wenn meine anderen Interventionen öffentlich werden. Die Aktion am Checkpoint Charlie war für mich nur ein erster Test. Vielleicht war es ein Fehler, das Video jetzt schon zu veröffentlichen.
realfragment: Eine weitere Reaktion im Internet auf den Image Fulgurator ist die sofortige Assoziation der kommerziellen Verwendung, entweder zur Einblendung von Werbung an lohnenden Standpunkten oder als Fotografieverhinderung, quasi als Copyright-Enforcement-Maschine, beispielsweise in Museen. Sie selbst haben den Image Fulgurator zum Patent angemeldet. Warum haben Sie den Apparat zum Patent angemeldet?
von Bismarck: Das Patent dient in erster Linie dazu, Kontrolle über die Nutzung meiner Erfindung zu haben. Es wäre unverantwortlich gewesen, die Erfindung nicht zu schützen, da man sie gut für penetrante Werbung nutzen könnte.
realfragment: Warum, denken Sie, gehen so viele Menschen von einer zukünftigen kommerziellen Verwendung aus?
von Bismarck: Das verwundert mich nicht. Schließlich wird alles Mögliche zu Geld gemacht, ohne Rücksicht auf Verluste. Mich persönlich interessiert die kommerzielle Nutzung erstmal nicht so. Ich verstehe mich hierbei eher als Künstler und nicht als Unternehmer.
realfragment: Bleibt der Image Fulgurator als Kunstprojekt in den Austellungshallen oder planen Sie Aktionen an öffentlichen Orten?
von Bismarck: Bei der Cyberarts Ausstellung in Linz, die zur Ars Electronica 2008 im September eröffnet, wird das gesamte Projekt ausgestellt. Dort gibt es dann eine Dokumentation über alle Interventionen und natürlich wird der Fulgurator auch zum Einsatz kommen.
realfragment: Julius von Bismarck, vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben.
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